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Der Faschismus und Südtirol 3 – Südtirol von 1919 bis zur Machtergreifung Mussolinis

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(c) crackhouse

Nach dem Anschluss Südtirols an Italien im Jahre 1919 weckten anfängliche Erklärungen der Regierung und der Streitkräfte unter den Südtirolern die Hoffnung auf die Gewährung von Selbstbestimmungsrechten. Bald löste sich diese Illusion aber in Luft auf und die schleichende Italianisierung begann. Noch vor dem “Marsch auf Rom” sollten ein faschistischer Überfall (1921) und der “Marsch auf Bozen” (1922) zweifelsfrei den italienischen Vorherrschaftsanspruch gegenüber der deutschsprachigen Bevölkerung manifestieren. Teil 3 der Serie.

Die Zeit von 1919 bis 1922 bezeichnet man in Italien als die liberale Ära. Genau in diese Zeit fallen erste Versuche, den  (ca. 220.000) deutschen Südtirolern ihre neue Staatszugehörigkeit kenntlich zu machen. So verdreifachte sich der Bevölkerungsanteil der Italiener auf etwa 20.000 Bürger. Zudem wurden erste deutschsprachige Beamte aus dem öffentlichen Dienst entlassen.

Auch das Interesse der Faschisten an Südtirol blieb in den letzen Jahren dieses Zeitraumes nicht unbemerkt. Denn Hunderte ihrer mit Waffen bestückten Anhänger überfielen am 24. April 1921 die wehrlosen Teilnehmer und Zuschauer eines Trachtenumzuges in Bozen. Etwa 50 Leute wurden in Folge des brutalen Vorgehens der Angreifer verletzt, der Lehrer Franz Innerhofer wurde beim selbstlosen Versuch, einen Jungen vor der Meute in Sicherheit zu bringen, erschossen. Die Staatspolizei ergriff keine Maßnahmen, um die Bevölkerung vor den Gewalttaten zu schützen, sondern sorgte anschließend sogar noch für den sicheren Abtransport der Faschisten mit dem Zug. Mögliche gerichtliche Folgen für die Verbrecher wusste die Partei durch ihren steigenden Einfluss geschickt abzuwenden.

Zum zweiten aggressiven “Einfall” der Faschisten in Südtirol kam es am 2. Oktober 1922. Fast 700 überzeugte Mussolini-Sympatisanten besetzten zum einen eine deutsche Schule und zum anderen das Gemeindegebäude. Sie erwirkten die Absetzung des Gemeinderates und die Einsetzung eines italienischen Amtsbürgermeisters. Die Schule erhielt daraufhin einen italienischen Namen. Wenig erwirkte der faschistische Bürgermeister die Umwidmung in eine italienischsprachige Schule. Diese überfallartige “Machtergreifung” in der Südtiroler Landeshauptstadt, die auch “Marsch auf Bozen” genannt wird, gilt heute als Generalprobe für den späteren “Marsch auf Rom” (22. Oktober ebenda = selbes Jahr).

Für weitere Informationen empfehle ich die vorhergehenden Teile der Serie “Der Faschismus und Südtirol”:

Der Faschismus und Südtirol 1 – Südtirol kommt zu Italien

Der Faschismus und Südtirol 2 – Der Aufstieg des Faschismus

Weiter geht es im vierten Teil: Der Faschismus und Südtirol 4 – Phase I: Die Assimilierung.



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